Fraktur-Behandlung

Die Zeiten, in denen alle Knochenbrüche gegipst wurden, sind lange vorbei.
Zum einen haben sich die Operationstechniken und Implantate (Platten, Nägel, Schrauben etc.) deutlich verbessert, zum anderen weiß  man heute, dass einer ehestbaldigen Durchbewegung der Gelenke der Vorzug gegenüber einer langen Gipsruhigstellung zu geben ist, da dies die Gelenkskapsel elastisch  hält, den Gelenkknorpel schont und den Muskelschwund, der im Rahmen einer Immobilisation auftritt, verringert.

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Außerdem ist auch der Patientenkomfort nach operativ versorgten Frakturen deutlich höher. Patienten sind mobiler, die Körperpflege gestaltet sich leichter und die Integration ins Berufsleben gelingt schneller. Vorteile, auf die heute kaum jemand verzichten will.
Von der Operationsmethode her, unterscheidet man grundsätzlich zwischen sogenannten intramedullären und extramedullären Verfahren. Bei den intramedullären Techniken werden TENS, Nägel oder ähnliches verwendet.

ENS ( Titan-elastische-Nägel) kommen fast ausschließlich bei Kindern zur Anwendung. Der Vorteil ist, dass bei Kindern der Bruch meist geschlossen eingerichtet werden kann. Über einen kleinen Hautschnitt von ca. 2cm Länge kann dann unter Röntgenkontrolle ein Loch in den Knochen gebohrt und der TEN in den Röhrenknochen, der ja innen hohl ist (z.B.  Speiche, Schienbein), eingeschlagen werden.
Außen bleibt also nur eine ca. 2cm lange Narbe übrig. Nach 2-3 Monaten kann dieser 2 bis 5 mm dicke Titandraht über die alte Narbe in einer kurzen Narkose wieder entfernt werden.
Bei Erwachsenen ist der TEN meist zu “ schwach“ und zur Frakturversorgung nicht geeignet. Hier kommen Marknägel (vor allem am Oberarm und am Schienbein) zur Anwendung. Diese werden über 5-6cm lange Hautschnitte, nach Aufbohren der innen hohlen Knochen in diese eingeschlagen. Zuvor bzw. währenddessen  wird der Bruch unter Röntgenkontrolle eingerichtet. Um ein neuerliches Verdrehen oder Verkürzen des Knochen im Bruchbereich zu verhindern, muss der Nagel, der in seinem oberen und unteren Ende Bohrlöcher aufweist, durch diese mit Schrauben am Knochen querfixiert werden. Nach ca. 1½ Jahren kann der Nagel wieder entfernt werden.

Für Oberarmbrüche knapp unterhalb des Oberarmkopfes verwenden wir, als eines der wenigen Häuser, ein besonderes Implantat, die IMC ( intramedullary claw).
Mit ihr kann mit minimalem Aufwand und ohne Verletzung  wichtiger Weichteile (Sehnenkappe der Schulter= Rotatorenmanschette) der Bruch eingerichtet und stabilisiert werden.
Allerdings bedarf es im Anschluss einer 3-wöchigen Ruhigstellung, ehe die Bewegungstherapie mit dem Physiotherapeuten beginnen kann. Nach 10-12 Wochen sollte die IMC entfernt werden, da sie sonst stark einwächst und sich eine spätere Entfernung schwierig gestalten kann.
Bei anderen Knochen (etwa Elle, Speiche, Mittelhand, Finger, Knöchel …), bei speziellen Frakturformen oder Lokalisationen (z.B. gelenknah) müssen Brüche offen eingerichtet werden.
Das heißt, es hat ein längerer Hautschnitt zu erfolgen, Muskeln werden abgelöst, Sehnen und Gefäße wie Nerven werden zur Seite gehalten, der Bruch wird unter direkter Sicht eingerichtet und mit einer Platte, durch deren Löcher Schrauben eingebracht werden, stabilisiert.

Heutzutage haben wir hierfür neben den konventionellen Implantaten auch sogenannte winkelstabile Platten zur Verfügung. Das bedeutet, auch der Schraubenkopf hat ein Gewinde, mit dem die Schraube im Plattenloch fest fixiert werden und somit im Plattenloch nicht auslockern und den Winkel zur Platte nicht verändern kann. Das sorgt für deutlich mehr Stabilität bei der Bruchversorgung und für eine Reduktion der Komplikationsrate wie etwa ausbleibende Bruchheilung oder Repositionsverlust (wieder Abkippen der eingerichteten Fraktur).
Auch die Platten können nach ½ -1 Jahr wieder entfernt werden.
All diese verschiedenen Möglichkeiten  der Bruchversorgung  werden in unserer Klinik angeboten und somit Frakturen auf höchstem Niveau und nach modernstem Stand der Wissenschaft behandelt